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22" f/4.0 lowrider

 

herstellung des 22"  hauptspiegels

schleifen

zum Polieren          zum Parabolisieren

Der Rohling ist aus Pyrex, aus der Platte geschnitten, 550 mm Durchmesser und 40 mm dick.

Nachdem zwei Versuche, einen Rohling zu bekommen, irgendwann im Sande verlaufen waren, schrieb ich Reginato in Italien an. Der Kontakt mit der kleinen Firma war sehr angenehm, der Rohling war innerhalb von drei Wochen fertig und wurde per Post in einer stabilen Holzkiste geliefert. Import ist ebenfalls kein Problem, da innerhalb der EU, es fällt nur die italienische VAT anstelle der deutschen MwSt an. 

Der Rohling war auf f/4 vorgefräst und einfach perfekt: Im Polfiltertest war die Scheibe spannungsfrei, die Kurve zeigte mit dem Sphärometer keine Abweichung von der Sphäre und die Rückseite war topfeben

Carbo, Microgrit, Pech und HPC habe ich bei Stathis Kafalis bestellt. Hilfreiche Tips gab's kostenlos dazu !

Das Schleiftool ist aus normalem  Bau- und Hobby-Gips aus dem Baumarkt, hat 450 mm Durchmesser und ist am Rand etwa 30 mm stark. Ich habe es direkt auf die Scheibe gegossen, was hier funktionierte, beim Poliertool jedoch zu einer festgeklebten Gipsscheibe führte, die bei der (letztendlich) gewaltsamen Ablösung schließlich zerbröselte. Es ist also besser, eine dünne Plastikfolie dazwischen zu legen (Gelber Sack !). Der Damm ist aus mit Packband beklebtem Karton. Der Gips sollte dünnflüssig genug sein, dass er sich gut verteilt, Blasen aufsteigen können und eine glatte Oberfläche gebildet wird. 

Das Tool brauchte etwa eine Woche, um komplett durchzutrocknen. Auf irgendwelche Experimente mit Backofen habe ich verzichtet. Einerseits soll dadurch die Festigkeit des Gips erniedrigt werden und zum Zweiten passte es schlichtweg nicht hinein. Nicht einmal diagonal (... ich gebe ja zu, ich habe es probiert, als das Teil nach drei Tagen immer noch nicht trocken war ... ).

 

Auf das Tool kam schnellabbindendes (5 min) Polyesterharz, und darauf dann 2.5 cm x 2.5 cm große Mosaik-Fliesen (Danke an Achim! Die Suche nach kleinen Mosaikfliesen endet regelmäßig in einer erfolglosen Odyssee von Fliesenfachgeschäft zu Fliesenfachgeschäft ). Die Fugen zwischen den Fliesen wurden nochmals mit Harz ausgegossen, damit keine Ritzen mehr übrig blieben. Die Flanke und die Rückseite wurden mehrfach lackiert (Kronenlack Sperrschicht und mehrere Schichten Klarlack). Ich hatte den Gips etwas zu dickflüssig angerührt (man macht das ja schließlich nicht jeden Tag), wodurch die Rückseite ziemlich uneben wurde und sich aus tiefliegenden Luftblasen tiefe Löcher bildeten. Diese habe ich noch mal mit Polyesterharz aufgefüllt, wodurch das Tool auf dem Bild etwas "scheckig" aussieht.

Der Arbeitsplatz zum Schleifen besteht aus einem stabilen Tisch, darauf ein 60cm x 60cm großer Abschnitt einer Küchenarbeitsplatte sowie ein Stück Teppichboden.

Geschliffen wurde ausschließlich mit Tool oben (Tool on top, TOT).

Die Schleifabfolge war Carbo 180 und 320, Microgrit 15µ, 9µ, 5µ und 3µ (Empfehlung von Stathis).

Das Tool wurde an den Rohling angepasst mit Carbo 180. Um beim Anpassen guten Anpressdruck zu haben, habe ich noch mal 10 kg Gewicht drauf gepackt.

 

Beim Schleifen verwendete ich kreisförmigen Striche. Das geht bei so schweren Tools viel einfacher als W-Striche, da das Tool immer in konstanter Bewegung bleibt. Stathis schrieb mal, man käme so leichter in den "Zen des Schleifens" hinein. Ich hätte es nicht treffender ausdrücken können ...

 

Die Sphäre wurde während des Schleifens mit einem Sphärometer mit drei Auflagepunkten überprüft (Danke an Lothar, der gleich zwei baute, als er seinen Spiegel schliff!)

 

Pfeiltiefe wurde mit einem Balkensphärometer über den gesamten Durchmesser gemessen. Die Pfeiltiefe vergrößerte sich während des Anpassens von 8.3 auf 8.4 mm.

 

Das Anpassen des Tools an den Rohling dauerte etwa  3 h, innerhalb derer mehr und mehr der Fläche des Tools zum Tragen kam, wie man an der Abnutzung der Fliesen in den beiden Bildern rechts sehen kann. Der Carboverbrauch hierbei war etwa 300 g Carbo 180.

Das Carbo wurde immer als Pulver auf den Rohling gegeben und dort mit dem Tool mit Wasser vermischt.

Als nächste Körnung verwendete ich Carbo 320. Schleifdauer war etwa 2 h, Verbrauch 300 g. 

Der Fortschritt des Feinschliffs wurde mit einem provisorischen 40x bzw. 120x Auflichtmikroskop überprüft, bestehend aus Mikroskopobjektiv und -okular in einem Alurohr und mit Hülse zum Aufsetzen. Außerdem wurde nach jeder Körnung die Sphäre  mit dem Sphärometer sowie die Pfeiltiefe überprüft.

Nach dem Carbo ging es weiter mit Microgrit WCA. Das Microgrit habe ich schon vorher als ziemlich dünne Suspension angerührt (laut Hersteller sollte das Volumenverhältnis Microgrit:Wasser etwa 1:4 sein), so dass das Tool gut gleitet. Während des Schleifens habe ich jeweils einmal Wasser nachgegeben, sobald sich das Tool schwerer bewegen ließ. Nach vielleicht jeweils einer Viertelstunde wurde das Tool schwergängiger. Dann wurde alles abgewischt, das Tool abgewaschen und neue Suspension aufgebracht.

Microgrit 15 µm habe ich etwa drei Stunden geschliffen, Verbrauch ca. 100 g. Dies ist relativ lang, aber ich wollte sicher sein, dass beim Übergang vom runden Carbo auf die flachen Microgritpartikel keine tieferen Karbo-pits übrigbleiben. 

Nach Microgrit 15 µm konnte man den Reflex einer kleinen LED Taschenlampe unter 10° zur Oberfläche gut, unter 15° zur Oberfläche schwach sehen. 

Microgrit 9 µm habe ich etwa 2 h geschliffen, Verbrauch etwa 50 g. Danach war der LED Reflex unter 15° gut zu sehen, unter 20° schwach.

Microgrit 5µm habe ich etwa 1.5 Stunden geschliffen, Verbrauch etwa 30 g. Danach war der LED Reflex unter 20° gut , unter 25° sehr schwach und unter 30° gar nicht zu sehen.

Als letzte Körnung kam Microgrit 3 µm, das etwa 45 Minuten geschliffen wurde, Verbrauch etwa 15 g. Danach war der LED Reflex unter 25° schwach und unter 30° gerade nicht mehr zu sehen. 

Nach den LED Reflexen beurteilt waren die letzten drei Körnungen (9µ bis 3µ) eigentlich immer schon nach spätestens einer halben Stunde weitgehend ausgeschliffen, danach hat sich nichts mehr wesentlich geändert. Um sicher zu gehen, habe ich trotzdem immer etwas länger geschliffen.

 

Auf diesem Bild sieht man schön, wie dünn die Microgrit-Suspensionen angerührt wurden (hier Microgrit 3 µm).
Der ausgeschliffene Rohling. Das Anpassen des Tools und der Feinschliff dauerten einen Samstag Nachmittag und einen Sonntag

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