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planung und bau eines dobsons

 

 

Teil 5: Rockerbox, Groundboard und Höhenräder

Die Rockerbox

Bei der Rockerbox/Groundboard Kombi gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten:

- Man baut eine "Flex-Rocker" auf einem stabilen Ring (siehe Mel Bartels 20" Tridob)

- Man baut eine stabile konventionelle Rockerbox ohne große Ansprüche an's Groundboard. 

Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile. Die Flex-Rockerform ist etwas ausladender, was durch die breitere Basis eine höhere Stabilität auf dem Boden geben kann. Zweitere hat den Vorteil, eben nicht so ausladend zu sein, was eine bessere Kompatibilität mit einer eventuellen EQ Plattform bietet. Im Folgenden werde ich mich auf die letztere Form beschränken.

Weiterhin hat man die Möglichkeit, die Rockerbox "geschlossen" zu gestalten, also mit durchgängigem Boden und in der Mitte der Zentralbolzen des Azimutlagers. Das ist die gängige Form bei den kommerziellen Volltubus-Dobsons.

Bei einem Gitterrohrdobson ist es meines Erachtens sinnvoller, die Rockerbox "offen" zu gestalten, wie zum Beispiel beim 24" Dobson von Stathis Kafalis vorgemacht und wie rechts gezeigt. Man spart dadurch zum einen Gewicht, die Rockerbox kann unten besser durchschwenken und das Groundboard wird einfacher. 

Der am ungünstigsten belastete Teil der Rockerbox ist deren Boden. Er muss die Kraft von den vier Höhenlagerpads auf die drei Azimutlagerpads auf dem Groundboard übertragen. Von daher muss der Boden sehr stabil ausgeführt werden. Dies kann man durch schiere Materialstärke machen, oder durch eine Sandwich-Bauweise mit Ausschäumung (siehe bei Stathis 24-Zöller oder bei meinem 22"-Lowrider).

Außerdem sollte die Rockerbox auch wirklich eine "Box" sein mit Brettern vorne und hinten, die die Statik noch mal enorm verbessern. So schick minimalistische Rockerboxen etwa mit rundem Boden oder ohne Versteifungsbrett vorne und hinten auch aussehen, von der Statik her sind sie wenig durchdacht und verschenken einfach zu viel. 

 

Die Planung der Rockerbox gelingt am besten zeichnerisch. Ich gehe dabei immer folgendermaßen vor: 

Im ersten Schritt zeichne ich die Spiegelbox (blau) und den Schwerpunkt des gesamten Tubus ein. Dessen Position bestimmt man am einfachsten durch Ausbalancieren des kompletten Tubus über einem Besenstiel. Man kann seine Position auch vorab aus den Einzelteilen bestimmen. Wie das geht, steht hier.

Dann sticht man mit dem Zirkel im Schwerpunkt ein und zeichnet den blauen Kreis, der so groß ist, dass die vordere Unterkante der Spiegelbox (rechts in der Abbildung) noch innerhalb liegt. Dieser Kreis beschreibt den notwendigen Schwenkbereich der Spiegelbox. Hierbei wird auch sofort klar, warum es sinnvoll sein kann, die Spiegelbox vorne unten anzuschrägen. Der Boden der Rockerbox wird so gelegt, dass er gerade unterhalb des Kreises liegt. Die Höhen der vorderen und hinteren Versteifungs-Bretter der Rockerbox kann man ebenfalls aus der Zeichnung ableiten. 

Im nächsten Schritt lege ich den Durchmesser der Höhenräder fest (grüner Kreis). Deren Mittelpunkt liegt logischerweise ebenfalls im Schwerpunkt des Tubus. Der Durchmesser wird so bemessen, dass die Höhenräder noch gut an der Spiegelbox befestigt werden können, aber auch nicht exzessiv groß werden. 

Zur Bestimmung der Position der Teflonpads des Höhenlagers kann man als Faustformel vom Schwerpunkt zwei Linien unter 35° zur Senkrechten ziehen. Bei kleinerem Winkel wird das Höhenlager leichter laufen, bei größerem etwas schwerer. 35° sind ein guter Kompromiss aus Leichtgängigkeit und Stabilität

Damit sind die Maße der Rockerbox bestimmt. Der Kreissausschnitt, der für die Höhenräder ausgefräst werden muss, ist festgelegt (grüner Kreis) und die Ecken kann man auch noch abschrägen. 

Für die Größe der Teflonpads gibt David Kriege 1 cm2 pro kg Teleskopgewicht. Dies muss man beim Höhenlager durch 4 teilen (da 4 Pads) und beim Groundboard durch drei.  Ich komme mit dieser Faustregel gut hin. 

Um die Seitenteile der Rockerbox herzustellen, kann man den Fräser auf einer Holzplatte montieren und die vorgesägten Sperrholzteile an einem Anschlag fixieren.

Höhenräder

Die Höhenräder sollten erst dann geplant werden, wenn der Tubus fertig ist und dessen genauer Schwerpunkt bestimmt werden kann.

Für die Höhenräder habe ich bisher sowohl Sichelräder aus Sperrholz verwendet als auch solche aus gebogenen Aluprofilen. 

Wenn man die Höhenräder permanent an der Spiegelbox belassen möchte, kann man sie auch klappbar machen, wodurch sie besser im Auto transportabel sind.

 

Herstellung der Höhenräder

Bei der Herstellung der Sicheln ist eine Oberfräse mit Zirkelansatz und langem Nutenfräskopf sehr hilfreich. Die Sicheln werden hier aus 21 mm Multiplex ausgefräst. Es ist besser, in mehreren Durchgängen zu fräsen und jeweils immer nur etwa 5mm tiefer abzusenken.

Wenn man den inneren und äußeren Radius der Sicheln gleich wählt und gleich ein paar Höhenräder macht, kann man sich einiges an Fräsaufwand sparen.

 
Das EbonyStar Gleitlagermaterial kann man entweder mit Kontaktkleber aufkleben oder aufleimen. Ich bevorzuge letzteres.

Den Leim (am besten mit Pinsel) auf die Lauffläche auftragen und dann den EbonyStar-Streifen aufpressen.

Um einen guten und gleichmäßigen Anpressdruck währende der Presszeit zu erreichen, kann man um die Sichel einen Spanngurt legen.
Danach die überstehenden Ränder mit Raspel oder grober Feile abrichten und schleifen.

Bei größeren Dobsons können die Höheräder ziemlich schwer werden. Hier kann es sinnvoll sein, die Höhenräder aus hohlgefrästen Hälften herzustellen.

 

Montage der Höhenräder

Die passgenaue Montage der Höhenräder und das Bohren der Löcher in Sicheln und Spiegelbox kann leicht zu einem Fiasko werden. Es gibt aber ein paar Tricks, mit denen man sich das Leben leichter machen kann. Wichtig ist, dass die Montage wirklich erst ganz zum Schluss erfolgt.

Als erste Vorarbeit muss man den Abstand Unterkante Spiegelbox zum Boden der Rockerbox bestimmen. Wie das geht, steht weiter oben..

Dann sägt man sich passende Abstandshalter zurecht, legt sie in die Rockerbox und stellt die Spiegelbox drauf. Dann richtet man die Spiegelbox seitlich aus und voilà ist alles schon mal in der richtigen Position.
Als nächsten Schritt fixiert man eines der Höhenräder an der Spiegelbox und überlegt sich günstige Punkte (besser drei als zwei), an denen man die Sicheln mit der Spiegelbox verschrauben kann. Man markiert die Bohrlöcher auf der Sichel und bohrt diese auf der Standbohrmaschine. Am besten gleich beide Sicheln übereinander legen und durchbohren, dann sind beide auch gleich.
Dann fixiert man eine der Sicheln wieder mit einer Schraubzwinge an der Spiegelbox und bohrt die Befestigungslöcher durch (aufpassen, dass die Bohrlöcher im Inneren der Spiegelbox nicht ausreissen!).

Dann von Innen die Bohrlöcher aufweiten, so dass Einschlagmuttern (wenn man das verwenden möchte) reinpassen, diese Einschlagen und die Sichel anschrauben.

Jetzt kann man das Abstandshalter-Holzstück unter der montierten Sichel entfernen, so dass die Spiegelbox auf dieser Seite frei in den Teflonlagern sitzt.

Und dann dasselbe Spiel auf der anderen Seite.

Mit dieser Methode ist sichergestellt, dass a) die Sicheln an der richtigen Position sind, b) die Bohrlöcher passen, und c) beide Sicheln satt im Lager aufsitzen.

 

 

Das Groundboard

Das Groundboard hat die Funktion, die Teflonpads in Position zu halten und die einwirkende Kraft direkt in den Boden zu leiten. Von daher kann das Groundboard ziemlich minimalistisch ausfallen. Zur Not tut es sogar ein dünnes Alu-Gerüst. Die Rollen auf dem Groundboard greifen in die Öffnung der Rockerbox und halten die Rockerbox auf dem Groundboard. Sie können ruhig Spiel in der Aussparung haben, das macht gar nichts. 

Die Teflonpads sollten so positioniert werden, dass sie soweit außen wie mit der Rockerbox kompatibel zu liegen kommen. Dadurch wird die Rockerbox in den Bereichen belastet, in denen sie am stabilsten ist und man verringert die Wacklizität des Ganzen. 

Ein Dreieck für ein Holz-Groundboard kann man einfach aus drei Sperrholzstreifen machen, deren Enden auf 60° gesägt sind.

 

Auf der Kreissäge kann man an den Enden die Hälfte der Dicke wegnehmen (hochkant sägen) und dann das Dreieck überlappend verleimen.

Lagermaterial

Als Gegenlager zum Teflon ist Ebony Star Laminat das gängigste Lagermaterial. Hier werden einerseits das etwas gröbere Original angeboten als auch eine Variante, die eine feinperligere Oberfläche hat. Das Gröbere ist etwas besser von der Gängigkeit. Mittlerweile (2011) bieten Martini, Spheretec und Gerd Neumann das gröbere an.

Ebony Star kann mit Kontaktkleber aufgeklebt oder mit Holzleim und Pressung verleimt werden. Letzteres empfinde ich als einfacher.

Es gibt auch noch andere Lagermaterialien wie zum Beispiel Alu-Strukturblech oder Rolladengurt für das Höhenlager. Bei meinem 22" habe ich schon alle drei probiert und die besten Erfahrungen mit Ebony Star gemacht. 

 

Abschätzen der Einblickhöhe

Als grobe Abschätzung bei der Planung kann man bei Dobsons im 16" bis 24" Bereich als Faustregel etwa 20 cm zwischen Unterkante Spiegelbox und Boden ansetzen zur Abschätzung der Einblickshöhe. Wenn man sich anstrengt, wird's etwas weniger. 

 

Oberflächenbehandlung

Als Oberflächenbehandlung habe ich schon Ölen, Wachsen und Lackieren ausprobiert. Mittlerweile verwende ich für die Holzteile eine Beize, die die Holzstruktur erhält.

 

Darüber kommen drei Schichten Parkettlack auf Wasserbasis (von Clou, einfach zu verarbeiten, trocknet schnell, Pinsel und Rollen können mit Wasser gereinigt werden).

Die Innenbereiche werden mit schwarzer Abtönfarbe lackiert und mit einer Schicht Parkettlack überlackiert, um das Holz zu versiegeln und Schimmelbildung zu vermeiden. Alternativ kann man hier auch einfach eine schwarze Beize verwenden. Kleinteile schwärze ich mit schwarzem matten Spraylack. 

Um kleinere Unregelmäßigkeiten in der Holzoberfläche auszubessern oder versenkte Schrauben abzudecken, benutze ich Molto Holzspachtel.

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