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exotisches am himmel

Mai / Juni

RA 16 - 20

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Abell 2199

Ein Schwarm von Galaxien um die cD Galaxie NGC 6166

16 28 38 +39 33 05

Abell 2199 ist ein ganz spezieller Abell Galaxy Cluster, da die hellste Galaxie, NGC 6166,  mit einer Helligkeit von 12.4 auch mit kleineren Teleskopen erreichbar ist. Der Rest im direkten Umfeld von NGC 6166 ist jedoch 15. Größenklasse oder schwächer. NGC 6166 ist eine cD "Monstergalaxie", eine riesige elliptische Galaxie, die nach und nach die Galaxien ihrer Umgebung "auffrisst".

Im Teleskop ist NGC 6166 als typische strukturlose, elliptische Galaxie auszumachen und von den "Begleitgalaxien", anders kann man sie bei den Größenverhältnissen kaum nennen, ist erstmal nichts zu sehen. Das Feld um NGC 6166 wirkt jedoch unruhig. Bei höherer Vergrößerung schälen sich dann nach und nach einige der kleinen Feldgalaxien heraus, von denen viele jedoch immer nur kurz indirekt aufblitzen und nicht einfach zu halten sind.

 

NGC 6240

Rumpled Starfish

16 52 58 +02 24 01

 

Die Galaxie NGC 6240 im Schlangenträger trägt den Eigennahmen Rumpled Starfish. Diesen Namen hat sie aufgrund der Form ihrer Spiralarme, die an die Arme eines ziemlich verbogenen Seesterns erinnern. NGC 6240 ist das Resultat einer Kollision zwischen zwei Galaxien, die miteinander verschmolzen sind (ein sogenannter Merger) und zu einer Galaxie wurden. Im Infraroten ist sie eines der hellsten Objekte am Himmel. Als Relikt der Verschmelzung hat sie in ihrem Zentrum zwei supermassive Schwarze Löcher, die ehemaligen Zentren der Ursprungsgalaxien.

 

Am Teleskop ist die Galaxie zunächst mal nicht einfach. Sie hat eine Helligkeit von mag 12.8 und ist etwa 2 Bogenminuten groß. Sie steht neben einem Stern 13. Größenklasse und nach einiger Zeit entsteht der Eindruck, dass sie sich etwas um diesen Stern herum windet. Nach und nach kann man mindestens drei der Spiralarme ausmachen, von denen zwei nach N bzw. S orientiert sind und für das "Herumwinden" um den Stern verantwortlich sind. Auf der W-Seite ist ein weiterer Fortsatz zu erkennen, der sich in SW-Richtung ausstreckt.

Obgleich diese Details auf den Aufnahmen recht deutlich zu sehen sind, erfordert die Beobachtung hohe Vergrößerung und sehr viel Geduld. 

 

Mehr zu der Galaxie von Greg Crinklaw.

 

Die Abbildung links ist eine Aufnahme des HST.

 

M2-9

Minkowski's Butterfly, ein Proto-PN

17 05 37 -10 08 32

 

Der Butterfly Nebel (Minkowski 2-9) ist ein kleiner protoplanetarischer Nebel im Ophiuchus, die abgeworfene, aber noch nicht ionisierte Hülle eines vergehenden Sterns im Übergang zum Planetarischen Nebel. Die bizarre Form des Proto-PN wird darauf zurückgeführt, dass der Zentralstern Teil eines Doppelsternsystems ist.

M 2-9 ist im Okular meines 22" Dobsons schon ohne Filter als kleiner, schwacher und elongierter bipolarer Nebel um einen vergleichsweise hellen Zentralstern gut zu sehen.

Da das Licht von Proto-PNn gestreutes und reflektiertes Licht ist, sollte es eine zumindest teilweise Polarisation aufweisen. M 2-9 ist an sich hell genug, um dies direkt am Okular eines großen Dobs zu überprüfen. Bei Einsatz des Polfilters war dann auch eine leichte Intensitätsvariation des Nebels je nach Filterstellung zu erahnen. Was hier jedoch eine genaue Absicherung erschwert, ist die recht hohe Helligkeit des Zentralsterns.

Die Abbildung links ist eine Aufnahme des HST.

Mehr Informationen zum Butterfly Nebel gibt es hier. Hier ist ein Zeitraffer-Video zu sehen, in dem gezeigt wird, wie vermutlich ein präzessierender Jet über die Jahre hinweg durch das Material des Nebels hindurch streicht.

 

NGC 6543

Halostruktur im Katzenaugennebel

17 58 33 +66 37 59

 

Der Katzenaugen-Nebel zählt zu den spektakulärsten PNs, wenn, ja wenn das Seeing gut ist und sehr hoch vergrößert werden kann. Ist dem nicht so, erscheint der PN als heller, aber kaum strukturierte grüner Blob mit 17" x 23" Abmessungen,  aus dem nicht viel heraus zu holen ist.

Beobachtet man den PN bei niedriger Vergrößerung, so erscheint etwas abseits des Nebels in Richtung eines benachbarten hellen Sterns eine weitere, etwa rechteckige Struktur. Diese Struktur trägt die Katalogbezeichnung IC 4677 und ist in manchen Kartenprogrammen fälschlicherweise als Galaxie geführt. Die Struktur ist jedoch Teil eines äußeren Halos des PN und stellt dessen hellste Kondensation dar. Dieses äußere Halo erweitert den Durchmesser dieses PN von etwa 20" für den inneren, hellen Bereich, auf etwa 5 bis 6 Bogenminuten.

 

Sharpless 68

Ein wandernder PN in der Schlange

18 24 58 +00 51 35

 

Sharpless 68 ist ein relativ heller PN mit Run-Away-Zentralstern. Der Zentralstern bewegt sich durch das interstellare Medium und verliert Material auf seinem Weg (mehr dazu hier). Während die H-alpha Strukturen mit ihrer geringeren Anregungsenergie diesen Weg markieren, leuchten nur die Bereiche direkt um den heißen Zentralstern in den OIII Linien.

Im Teleskop ist Sharpless 68 zu den eher leichteren der großen PN zu zählen. Er erscheint mit OIII-Filter als zarte Aufhellung mit gleichmäßiger Oberflächenhelligkeit und diffusem Rand. Der nach N wegziehende Teil (siehe Dean Salmans Aufnahme), der auf dem DSS-Bild links angedeutet ist konnte nicht beobachtet werden.

 

M22

Rote Überriesen in Farbe

18 36 23 -23 54 17

 

M22 ist von unseren Breiten ein eher wenig lohnender Kugelsternhaufen, da er meistens vom Horizontdunst ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wird und der visuelle Eindruck hinter zum Beispiel M13 ziemlich zurück bleibt. Bei richtig guten Bedingungen jedoch ist M22 einer der schönsten Kugelsternhaufen.

Bei einigen Beobachtungen mit meinem 22" Dobson unter transparentem Himmel ist mir etwas an diesem Globular aufgefallen: Die hellsten Sterne erschienen eindeutlich rötlich im Okular. Ein ähnlicher Effekt war mir zum Beispiel bei M13 oder bei anderen hellen Kugelsternhaufen nicht aufgefallen. Diese Beobachtung wurde mir auch von anderen Beobachtern mittlerweile bestätigt.

Woran liegt das? Meine Vermutung ist, dass es aufgrund der relativen Nähe von M22 im Vergleich zu den anderen hellen Globulars liegt. Die Entfernung zu M22 beträgt 10 400 Lj., während sie zu den anderen helleren Kugelsternhaufen größer ist, wie zum Beispiel 24 500 Lj. zu M5, 25 000 zu M13 oder 33 000 zu M15. Lediglich M4 ist mit 7 400 Lj. näher, den habe ich mir aber noch nicht genauer angeschaut und er liegt mit Deklination -26° noch weiter südlich als M22. Die hellsten Sterne (Rote Riesen) in M22 haben eine Helligkeit von 10.7, die in M13 nur 11.9 und in M15 12.6, sind also um einiges schwächer.

Ich vermute, dass die Helligkeit der hellsten Sterne in M22 mit meinem 22-Zöller gerade ausreicht, um die rotempfindlichen Zapfen-Zellen unserer Netzhaut zu aktivieren und somit einen flüchtigen roten Farbeindruck zu erzeugen. Bei den anderen Clustern scheint die Helligkeit der hellsten Sterne unter dieser Schwelle zu bleiben, so dass lediglich die weitaus empfindlicheren Stäbchen ein monochromatisches Bild der einzelnen Sterne liefern.

 

 

 

Parsamian 21

Ein "kometärer" Nebel in Aquila

19 29 00 +09 38 42

 

Parsamian 21 im Adler ist ein sogenannter kometärer (cometary) Nebel, was ein rein deskriptiver Term ist und sich nur auf die Form bezieht. Astrophysikalisch handelt es sich um den Reflexionsnebel eines werdenden Sterns, einem sogenannten Young Stellar Object. Der neue Stern ist ein FU Ori Stern, also ein junger Stern, der plötzliche Helligkeitsausbrüche zeigt.

Par 21 ist visuell recht hell und sofort mit meinem 22-Zöller sichtbar. Er erscheint länglich und erstreckt sich von einem hellen Kern nach Norden. Studien haben gezeigt, dass das Licht von Par 21, wie das vieler Reflexionsnebel, polarisiert ist. Am Teleskop konnte ich jedoch, trotz der Helligkeit des Objekts, mit einem linearen Polfilter keine auffallende Polarisation erkennen.

 

HST

Campbell's Hydrogen Star

Ein PN für den H-beta Filter

19 34 45 +30 30 58

 

Campbell's Hydrogen Star oder PK 64+5.1 ist ein Stern nördlich von Albireo, der von einem winzigen Planetarischen Nebel umgeben ist. Der Zentralstern hat jedoch eine Helligkeit von 11.3 und überstrahlt ohne Filter den nur 5 Bogensekunden großen PN gnadenlos.

 

In meinem 14-Zöller erschien der Stern zunächst einmal auffallend orange bei niedriger Vergrößerung. Bei 450x war ab und zu ein leichtes kleines Halo um den Stern zu erahnen. Mit meinem 22-Zöller erscheint bei gutem Seeing der Zentralstern scharf stellar und ihn umgebend eine kleine runde Hülle. Der Kontrast der Hülle zum Zentralstern kann mit einem H-beta-Filter verstärkt werden, der die kleine Scheibe besser hervortreten lässt. Das ist einer der wenigen PN, die gut auf H-beta- aber schlecht auf OIII-Filter reagieren.

 

Mehr zu Campbell's Star gibt es hier.

 

Sharpless 91

Ein schwacher Supernova-Überrest im Schwan

19 39 +29 57

 

Sharpless 91 ist Teil eines großen Supernova-Überrestes nördlich von Albireo, zu dem unter anderem auch die Filamente von Sharpless 94 gehören. Es gibt nicht viele Supernovaüberreste, die von unseren Breiten aus erreichbar sind. Die helleren sind der Cirruskomplex, M1, IC 443 und Cassiopeia A. Dann gibt es noch ein paar extrem schwache wie CTB 1, Sharpless 240 (S147), Sharpless 224 oder Sharpless 223, die jedoch visuell extrem schwierig an der Grenze des Sichtbaren liegen.

Der hellste Teil des SNR befindet sich SE des mag 4.7 hellen Sterns phi Cygni und kann als schwächere Ausgabe der "Welle" des Cirrus-Nebels durch gehen. Mit OIII-Filter erscheint dieser Teil des Filaments mäßig deutlich sowohl in meinem 14- als auch in meinem 22-Zöller. Das Filament kann weiter in Richtung WSW verfolgt werden. Es verbreitert sich und scheint sich im Milchstraßengetümmel etwas zu verlieren, ist jedoch subjektiv immer noch als extrem schwaches Objekt bei Field Sweeping wahrnehmbar. Nördlich von 9 Cygni wird es wieder etwas besser definiert und kann über den Stern hinaus nach W weiter verfolgt werden, wo im Verlauf auch Andeutungen der Aufspaltung wahrgenommen werden können.

 

Mehr über diesen Supernova-Überrest gibt es hier.

 

The images to the left are from top to bottom:

DSS color composite

DSS blue plate (stretched)

OIII frame by Stephane Zoll

Chart

 

Hubble V (links) und X (rechts) (HST images)

 

Aufnahme von Leonardo Orazi mit weiteren HII Gebieten

Barnard's Galaxie

Extragalaktische HII-Regionen in einer Zwerggalaxie

19 44 57 -14 48 11

 

NGC 6822 in der nordöstlichen Ecke des Schützen ist eine irreguläre Zwerggalaxie unserer lokalen Gruppe, die in etwa zwei Drittel so weit von uns entfernt ist wie M31, die Andromedagalaxie. Die Galaxie zeigt keine ausgeprägten Strukturen wie zum Beispiel Spiralarme. Sie ähnelt ein bisschen den Magellanschen Wolken, ist jedoch kleiner und erscheint, nicht zuletzt aufgrund der sehr viel größeren Entfernung, auch erheblich schwächer.

NGC 6822 wurde von Barnard 1884 mit einem 5-Zoll Refraktor beobachtet und als extrem schwacher Nebel beschrieben. 1925 untersuchte Edwin Hubble die Galaxie im Detail und beschrieb mehrere diffuse Nebel in der Galaxie, riesige HII-Regionen. Außerdem untersuchte er mehrere variable Sterne aus der Klasse der Cepheiden, mit Hilfe derer er die Entfernung der Galaxie bestimmen konnte.


Eine Beobachtung von Barnards Galaxie ist von unseren Breiten aus immer erschwert durch die horizontnahe Stellung im Schützen in den nur sehr kurzen Sommernächten. Da die Galaxie nur eine sehr geringe Oberflächenhelligkeit besitzt und in einem immer noch recht dichten Sternfeld am Rand der Sommer-Milchstraße steht, sind neben einem allgemein schon dunklen Himmel eine sehr gute Horizontsicht unbedingte Vorraussetzung. Der zentrale Bereich der Galaxie kann als schwache Aufhellung gesehen werden, die leicht elongiert und vielleicht 10 Bogenminuten groß ist. Wie Barnards Sichtung mit einem 5-Zoll Teleskop zeigt, ist für die erfolgreiche Sichtung der Galaxie nicht die Öffnung des Teleskops entscheidend. Gute Bedingungen sind erheblich wichtiger.

Ich habe die Galaxie in zwei Nächten im Juni und im Juli 2006 mit sehr guter Horizontsicht auf dem Schauinsland mit meinem 22-Zöller beobachtet mit 150x und 250x, entsprechend 3.7 und 2.2 mm Austrittspupille. Die Galaxie erschien als schwache, aber deutliche Aufhellung, die in Nord-Süd-Richtung elongiert ist. Orientierung und Größe konnten anhand der Vordergrundsterne mit einer Fotografie verglichen werden. Ein leichtes Hin- und Herschwenken des Teleskops erleichtert die Abgrenzung der Aufhellung zum Hintergrund. Interessanterweise erschien das Leuchten der Galaxie dabei nicht gleichmäßig, sondern etwas grisselig zu sein. Die hellsten Sterne der Galaxie erreichen mag 15 bis mag 16 und der körnige Gesamteindruck könnte auf eine beginnende Auflösung der hellsten Einzelsterne zurückzuführen sein.


Schon ohne Filter sind mehrere helle Nebelgebiete zu erkennen, die sich im Halo um den zentralen Balken der Galaxie gruppieren. Diese befinden sich vor Allem entlang der nördlichen Schmalseite und erstrecken sich von dort weiter nach Westen. Mit Hilfe eines UHC-Filters können sie eindeutig als HII-Regionen identifiziert werden. Viele dieser Nebelgebiete sind auffälliger als die eigentliche Galaxie, was historisch zu einer Reihe von Missverständnissen bei der Beobachtung geführt hatte. Bei einigen sind bei höherer Vergrößerung auch Strukturen erkennbar. 10 mutmaßliche HII-Gebiete wurden von Hubble in seinem klassischen Paper von 1925 katalogisiert und tragen Bezeichnungen von Hubble I bis Hubble X.

Edwin Hubbles Originalartikel (Hubble E (1925) NGC 6822, a remote stellar system. Astrophysical Journal 62:409) kann hier herunter geladen werden. Ein toller Artikel zu Barnards Galaxie von Rich Jakiel gibt es  hier. Dort sind auch weitere Daten zu den katalogisierten HII-Regionen in NGC 6822. Einen Beobachtungsbericht von Peter Surma mit weiteren Hintergrundinfos ist hier.

 

image credit: DSS

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