home      Jan/Feb     März/April      Mai/Juni    Juli/Aug     Sep/Okt     Nov/Dez

exotisches am himmel

März / April

RA 12 - 16

Aufsuchkarten für alle März/April Objekte als pdf-File

Aufsuchkarten für ALLE Exotik-Objekte als pdf-File

NGC 4216 and Friends

3x Edge on im Virgo-Cluster

12 15 54    +13 08 58

 

Eine wunderschöne Galaxiengruppe am westlichen Rand des Virgo-Clusters, etwa eineinhalb Grad südlich von M98.

NGC 4216 ist die mittlere und mit mag 10.3 hellste der drei Galaxien. Sie ist knapp 8 Bogenminuten lang und relativ einfach zu beobachten. Dies wird mit den beiden Nachbarn links und rechts zunehmend schwieriger. Die südwestliche NGC 4206  hat nur noch eine Helligkeit von mag 12.0 und ist mit 6 Bogenminuten etwas kleiner. Die nordöstliche NGC 4222 schließlich hat nur noch mag 13.2 und ist 3 Bogenminuten lang. Abhängig von Himmelsbedingungen und Teleskopgröße erscheinen diese beiden als mehr oder weniger gut definierte, stark elongierte Aufhellungen, die zum Zentrum hin kaum heller werden.

 

NGC 4236

Eine gewaltige Edge-on im Drachen

12 16 41   +69 28 09

 

NGC 4236 gehört zu der M81-Gruppe und ist eine Balkenspirale, die wir ziemlich von der Seite sehen. Sie ist eine bizarre Erscheinung im Okular und wird beim ersten Darüberschwenken leicht übersehen. Mit einer Helligkeit von mag 10.5 sollte sie eigentlich einfach zu sehen sein. Diese Helligkeit verteilt sich jedoch auf eine Länge von über 20 Bogenminuten, so dass sie mit ihrer geringen Oberflächenhelligkeit ziemlich geisterhaft erscheint, ein bisschen an NGC 247 der Sculptor-Gruppe erinnernd.

Visuell ist nur ein Teil der gesamten Ausdehnung zu fassen, entsprechend dem zentralen Teil auf der Abbildung links. Die Galaxie erscheint dabei gemottelt und im südlichen als auch im nördlichen Teil der Galaxie sind mehrere der HII-Regionen als mehr oder weniger deutliche Kondensationen zu sehen.  

 

Markarian 205

Das Rätsel um die Quasare

12 21 43 +75 18 38

 

Mrk 205 ist ein geschichtsträchtiges Objekt. Trotz der extrem unterschiedlichen Rotverschiebungen von Mrk 205 und NGC4319 vermutete Halton Arp eine "Materiebrücke" zwischen beiden. Diese hättet bedeutet, dass beide Objekte nahe beieinander stehen müssen. Arp verfolgte die Hypothese, dass die hohe Rotverschiebung der Quasare nicht auf ihrer Entfernung beruhte, sondern dass sie aus Galaxien ausgestoßene Objekte sind und die Rotverschiebung ihrer Spektren andere Ursachen habe (z.B. Gravitation). Damit stand er im krassen Widerspruch zur damaligen wissenschaftlichen Community, allen voran Allan Sandage, was zu einigen Fehden zwischen den Anhängern der verschiedenen Sichtweisen führte.

Visuell ist Mrk 205 nicht einfach, kann aber schon mit 14" gut indirekt gesehen werden. Es steht etwas abseits des eigentichen Galaxienscheibchens von NGC 4319. Mit 22 Zoll Öffnung ist Mrk 205 dann  direkt als stellares Objekt zu sehen.

 

NGC 4449

Eine Starburst-Galaxie in den Jagdhunden

12 28 11   +44 05 33

 

NGC 4449 war ursprünglich mal eine Balkenspirale, ist jedoch durch gravitative Wechselwirkung mit Nachbargalaxien der M94 Gruppe ziemlich mitgenommen worden und ähnelt nun eher der Großen Magellanschen Wolke. Als Folge dieser Wechselwirkung entstanden viele aktive Sternentstehungsgebiete mit  jungen blauen Clustern und roten HII-Regionen.

 

Am Teleskop ist NGC 4449 ziemlich hell und reich strukturiert, so dass auch richtig hoch vergrößert werden kann und die Kondensationen gut gehalten werden können.

 

3C 273

Der hellste Quasar in der Jungfrau

12 29 06    +02 03 08

 

3C 273 aus dem Third Cambridge Catalog (3C) von Radioquellen war der erste Quasar, bei dem das Spektrum des optischen Gegenstücks als erstes von Maarten Schmidt als um fast 16% rotverschobenes HII-Spektrum erkannt wurde. Quasare sind Galaxien mit extrem hellen Kernen, in denen Materie auf einer Akkretionsscheibe in ein zentrales Schwarzes Lock stürzt.  Die Rotverschiebung von 3C 273 von z=0.158 entspricht einer Entfernung von 2.4 Milliarden Lichtjahren.

Am Teleskop erscheint er einfach als stellares Objekt mit einer Helligkeit von mag 12.8. Die absolute Helligkeit des Quasars ist jedoch etwa 300-mal heller als die unserer gesamten Milchstraße. Der nach SW weisende Jet, der auf der SDSS-Aufnahme links sichtbar ist, ist visuell leider nicht drin.

 

Carsten Strübig

Aufsuchkarte

M87 und der Jet

Der Jet einer cD-Monstergalaxie

12 30 49 +12 23 28

 

M87 ist die Zentralgalaxie des Virgo-Haufens. Sie ist mag 8.6 mag hell und zählt zu den elliptischen cD-Riesengalaxien, die sich nach und nach ihre gesamte Umgebung einverleiben. M87 ist identisch mit der sehr starken Radioquelle Virgo A.   Im Zentrum von M87 wird ein supermassives Schwarzes Loch von etwa 6 Milliarden Sonnenmassen vermutet, welches von einer Akkretionsscheibe aus einfallendem Material umgeben ist. Aus diesem Kern geht ein Materie-Jet aus, der breitbandige polarisierte Synchrotronstrahlung aussendet. Der Jet wird vermutlich durch starke Magnetfelder der Akkretionsscheibe und des rotierenden Schwarzen Lochs selbst kollimiert.

Im März 2009 bei exzellentem Seeing war ich völlig unerwartet schon beim ersten Versuch erfolgreich. Bei niedrigen Vergrößerungen zunächst das gewohnte Bild von M87, das einen visuell kaum vom Hocker reißt. M87 zählt eher zu den langweiligen Galaxien, da wie bei einer elliptischen cD-Riesen-Galaxie üblich kaum Strukturen zu erkennen sind. Nach Steigerung der Vergrößerung auf  400x war der Jet überraschend einfach auszumachen als kleines dünnes Anhängsel am Kern der Galaxie. Die Länge betrug etwa 20 Bogensekunden, in Übereinstimmung mit den Literaturangaben. Diesen Abstand hatte ich mir vorher an Saturn extra noch mal eingeprägt, um eine ungefähre Ahnung zu haben, was mich erwartete. Strukturen innerhalb des Jets waren erwartungsgemäß nicht auszumachen. Mit den umgebenden kleinen Galaxien konnte ich im Nachhinein auch nochmals die Position überprüfen. Diese umgebenden Galaxien können auch hilfreich sein, wenn die Bedingungen nicht optimal sind und die Beobachtung grenzwertig ist. 

Ich denke, das eine Beobachtung des Jets vor allem mit dem Seeing steht und fällt, da die Strukturen sehr klein sind und der Jet bei schlechterem Seeing mit dem Hintergrund von M87 selbst verschmiert. Andererseits wird aufgrund dieses hellen Hintergrunds für die Beobachtung des Jets kein wirklich dunkler Himmel benötigt. Dies bestätigte sich in späteren Versuchen: Bei insgesamt sicher 6 Versuchen war ich nur zweimal erfolgreich, jeweils bei sehr gutem Seeing. Alles in allem eine spannende Beobachtung, Astrophysik pur am Okular. Kommt man noch näher an ein Schwarzes Loch ran?

Mehr zum Jet von M87 gibt es hier.

 

NGC 4676

The Mice in Coma Berenices

12 46 00 +30 44 00

 

Die Mäuse NGC 4676 A/B sind ein relativ schwaches und kleines interagierendes Galaxienpaar (Arp 242). Es braucht von daher einige Zeit, bis man hier die Details der zwei Galaxien gut halten kann. Der nach Norden weisende Gezeitenschweif ist mit 22 Zoll relativ einfach und erstreckt sich über grob den doppelten Durchmesser der nördlichen Komponente. Auch auf der Gegenseite ist etwas extrem schwach zu sehen. Hierbei handelt es sich vermutlich um den inneren Arm der südlichen Galaxie.

 

LoTr 5

Ein Hauch von PN in der Coma

12 55 33 +25 53 30

 

Longmore-Tritton 5 ist einer der ganz großen PN und im Vergleich zu den meisten anderen großen PN vergleichsweise einfach mit OIII-Filter zu beobachten (nur sehr schwach anstatt extrem schwach ).

Ich habe den PN schon mehrfach unter verschiedenen Bedingungen beobachtet. Unter nicht optimalen Bedingungen ist es selbst mit OIII-Filter schwierig, den diffusen Glow um den mag 8.9 hellen Zentralstern sicher von Streulicht zu trennen. Bei richtig guter Transparenz zeigt sich hingegen eine  schwache Scheibe mit recht guter Kante nach S auf Höhe eines schwächeren Sterns zwischen Zentralstern und dem hellen Stern ganz im S. Er ist auch mit UHC-Filter sichtbar mit etwas weniger Kontrast.

 

NGC 5985

Das Draco-Trio

13 08 12 +41 40 34

 

Eine wunderschöne Galaxiengruppe in 100 bis 130 Millionen Lichtjahren Entfernung, die auch schon bei mittlerer Öffnung viel zeigt.

Die drei Galaxien könnten unterschiedlicher nicht sein: Ganz im Osten ist NGC 5985 eine fast face-on SBb Spiralgalaxie mit Helligkeit mag 11.1 und einer Ausdehnung von 5 Bogenminuten. NGC 5982 in der Mitte ist eine elliptische Galaxie mit Helligkeit 11.3. Die westlichste Galaxie, NGC 5981, ist eine Sbc Galaxie in Kantenlage und mit Helligkeit 13.6 mit Abstand die schwächste und in kleinen Teleskopen schwierigste der drei Galaxien.

 

Aufsuchkarte

M53 und NGC 5053

Zwei extrem unterschiedliche Kugelsternhaufen im Bootes

13 13 00   +18 10 00

 

Zwei extrem unterschiedliche Kugelsternhaufen, die westlich von Arktur sehr eng beieinander stehen.

Beide Kugelsternhaufen sind etwa 60 000 Lichtjahre entfernt, liegen also auch real nahe beieinander. Ihr unterschiedliches Erscheinungsbild beruht also auf ihrer unterschiedlichen Struktur und nicht auf unterschiedlicher Entfernung.

M 53 ist ein schon recht stark konzentriert (Klasse V in der von I (stark konzentriert) bis XII (locker) reichenden Klassifizierung von Kugelsternhaufen), während NGC 5053 nur Klasse XI erreicht.

M53 ist mit mag 7.6 schon in größeren Suchern auffällig und sieht aus wie ein Kugelsternhaufen nun mal aussieht. NGC 5053 hingegen ist erheblich schwieriger als er auf der POSS Aufnahme erscheint und sieht überhaupt nicht aus wie ein Kugelsternhaufen! Er hat ein Helligkeit von mag 9.8 und besitzt lediglich etwa 3500 Sterne, von denen die hellsten mag 13.8 erreichen. "Normale" Kugelsternhaufen besitzen mehrere 100 000 Sterne. NGC 5053 kann auch mit großen Dobsons beim Drüberschwenken leicht übersehen werden, da er überhaupt nicht wie ein Kugelsternhaufen erscheint, sondern eher als schwache körnige Aufhellung, bei der die hellsten Einzelsterne sichtbar sind.

Mehr zu dem ungleichen Paar gibt es hier.

 

Hickson 68

Eine der hellsten Hickson-Gruppen in den Jagdhunden

13 53 41     +40 20 00

 

Zusammen mit HCG 44 im Kopf des Löwen ist HCG 68 in den Jagdhunden die hellste Hickson-Gruppe. Komponenten c als face-on Spiralgalaxie besitzt ein Halo, das in großen Teleskopen auch strukturiert ist. Die Komponenten a und b sind S0 bzw. E2 Galaxien 12. Größenklasse und damit kein Problem mit mittleren Teleskopen. Bei d und e wird das schon schwieriger, da sie kleiner als eine Bogenminute groß sind und lediglich 14. Größenklasse erreichen.

Und wenn man schon mal in der Gegend ist:  NGC 5371 ist eine helle Spirale 30' ENE von HCG 68 (siehe Aufnahme links).

 

NOAO/AURA/NSF

M 102 / NGC 5866

Seitenansicht mit feinem Staubband

15 06 29 +55 45 47

 

Die Zuordnung von M102 zu NGC 5866 im Drachen ist anscheinend nicht ganz eindeutig, da Charles Messier keine eindeutige Lokalisation seines Eintrags angegeben hat.

Das tut jedoch der Galaxie keinen Abbruch, die im Okular als der Prototyp einer hellen linsenförmigen Galaxie vom Typ S0 erscheint. Das Interessante an dieser Galaxie ist ihr hauchfeines Staubband, dessen Sichtung allerdings schon gutes Seeing voraus setzt.  Ist das gegeben, erscheint das Staubband zunächst im Bulge der Galaxie, den es mittig durchtrennt. Zu den Enden hin zeigt sich ein interessanter Effekt, da die schwächer werdende Scheibe der Galaxie dort quasi mit dem Staubband "konkurriert".

 

AGC 2065

Der Corona Borealis Cluster

15 22 42   +27 43 21

 

Den Corona-Cluster Abell 2065 (1.5 Mrd. Lj. Distanz) in der Nördlichen Krone umgibt ja ein bisschen der Nimbus der Unbeobachtbarkeit. Im Burnham wird er noch als mit Amateurmitteln nicht machbar klassifiziert. Die Amateurmittel haben sich seither geändert und im April 2007 war er mit guter Aufsuchkarte ausgerüstet auch von meiner Seite aus dran.

 

Die hellsten Galaxien sind maximal mag 16.5. Die sind zwar nicht so supereng gepackt wie manche Hickson Gruppe, aber 300x im 22" Dobson waren schon nötig, um alles auseinander halten zu können (eine parallaktische Nachführung mit EQ Plattform ist da sehr hilfreich!). Drei Galaxien konnte ich sicher sehen (Nr. 1, 3 und 6 auf Steve Gottliebs Seite, siehe unten), davon zwei (1 und 6) auch recht dauerhaft indirekt halten. Bei zwei weiteren Galaxien (2 und 4) war ich mir nicht 100%ig sicher, da kleinere Feldsterne dicht dabei stehen bzw. die Galaxien selbst zu dicht stehen.

 

Mehr Infos zum Cluster gibts auf der Seite von Steve Gottlieb und Jim Shields .

 

 

Seyfert's Sextet

Sechs Galaxien und ein Gezeitenschweif auf 2 Bogenminuten

15 59 11   +20 45 45

ks

Hickson 79 alias "Seyferts Sextett" ist sozusagen der Prototyp der extrem dicht gepackten Hicksons mit fünf Galaxien und einem Gezeitenschweif, die in ein Hufeisen von nur zwei Bogenminuten gequetscht sind.

 

Die Gruppe ist schon in mittleren Teleskopen sichtbar. Eine Trennung des Gewusels in Einzelgalaxien benötigt jedoch hohe Vergrößerungen (400 - 600x) und die entsprechende Öffnung, um die Galaxien, die lediglich mag 15 bis16 haben, dann auch noch sehen zu können. Mit 22" zerfällt die Gruppe in drei Knoten (a, b und c), die jedoch schwierig permanent zu halten sind. Ab und zu gelingt auch die Trennung von b und d.

 

image credit: DSS

home      Jan/Feb     März/April      Mai/Juni    Juli/Aug     Sep/Okt     Nov/Dez