home

travel dob 2007

dob 2003

optik

14" f/5 dobson

version 2003

Mein 14-Zoll Dobson, mit dessen Bau ich 2003 begann, war das erste Teleskop, für das ich auch den Hauptspiegel selbst angefertigt habe und auch das erste richtig ernstzunehmende Teleskop, das ich gebaut habe. Bei der Planung für das Teleskop standen diese Gesichtspunkte im Vordergrund:

*  das Teleskop muss handlich sein, immer Bodenkontakt, keine Leiter, gut nachführbar

*  es muss gut transportabel sein, ebenso gut verpackbar, damit ich es auch im Auto mitsamt Familie mitnehmen kann und auch andere Dinge draufstapeln kann.

*  es sollte erheblich (!) mehr Öffnung haben als mein 8" Reiseteleskop, aber auch nur soviel, dass die ersten beiden Punkte erfüllt werden können.

*  den Spiegel wollte ich auf jeden Fall selbst schleifen und ich hatte vorher noch nie einen Spiegel geschliffen (und wollte auch keinen kleineren Spiegel "zum Üben" in Angriff nehmen). Das war natürlich ein extrem limitierender Faktor  .

*  das Teleskop sollte kein extremes Öffnungsverhältnis haben wegen der daraus resultierenden Anforderungen sowohl an die Okulare, als auch an mich als den angehenden Spiegelschleifer

14 Zoll f/5 schien mir da ein guter Kompromiss zu sein (fand ich jedenfalls, andere hielten das für "nicht so geeignet" als Einstiegsprojekt zum Spiegelschleifen).

Die erste Version 2003 meines 14-Zöllers habe ich nicht explizit auf Leichtbau getrimmt. Viel wichtiger war, dass das Teleskop kompakt zusammenpackbar sein soll. Ich machte mir zur Vorgabe, dass der Hut in der Spiegelbox verpackbar sein soll, um ihn beim Transport zu schützen. Die Spiegelbox wurde deshalb breiter und höher gebaut als eigentlich nötig und sollte zudem einen Deckel bekommen, so das sie in's Auto gepackt und auch noch etwas darauf gestapelt werden kann. Dadurch wird die Spiegelbox und die Rockerbox zwangsläufig schwerer als eigentlich notwendig, was aber nicht so tragisch ist, da das komplette Paket trotzdem immer noch gut von mir alleine getragen werden kann (Gesamtgewicht etwa 26 kg).

Wie bin ich vorgegangen? Die ersten Teile, die ich gebaut habe, waren der Fangspiegelhalter und die Spinne. Dann kam der Hut dran und parallel dazu die Spiegelzelle. Dazu kamen dann die Spiegelbox und die Stangen (noch nicht abgelängt) samt Klemmblöcken. Dann kam der Spiegelrohling und es war erst mal Pause mit Bauen. Erst als der Spiegel fertig war und die Brennweite und damit die Gewichtsverteilung fest stand, habe ich die Rockerbox und das Bodendreieck gebaut. Für die Planung habe ich newt von Dale A. Keller verwendet.

Alle Holzteile wurden geölt und gewachst bzw. mit Schultafellack geschwärzt. Diese Oberflächenbehandlung hat sich bei meinem Reisedobson bewährt (und der wurde echt hart rangenommen) und sieht gut aus.

 

Update 2017: Selbst nach fast 15 Jahren habe ich meinen 14-Zöller noch oft im Einsatz. Als Deep-Sky-Teleskop wurde er von meinem doch um einiges größere 22" Dobson abgelöst. Aber für Mond und Planeten benutze ich ihn regelmäßig, meist in Verbindung mit einem Bino-Ansatz. Der Grundaufbau des Teleskops ist zwar gleich geblieben, ein paar Veränderungen haben sich jedoch im Laufe der Jahre ergeben:

  • Die 15mm Stangen wurden durch 20mm Stangen ersetzt, um die Steifigkeit zu erhöhen.

  • Der Hut wurde von Grund auf neu gebaut mit Aluminium-Ringen statt Sperrholz (höhere Steifigkeit) und einer Draht-Spinne.

  • Der Helical-Crayford OAZ wurde ersetzt durch einen Standard-Crayford, der für die Verwendung mit Binoansatz besser geeignet ist.

  • Die Innenbehandlung der Spiegelbox mit schwarzem Schultafellack war nicht ausreichend, es hat sich Schimmel gebildet. Eine Überarbeitung mit schwarzer Dispersionsfarbe und einem wasserlöslichen Holzlack hat dies behoben.

  • Für Mond- und Planetenbeobachtung benutze ich ein Lichtschutztuch für den kompletten Tubus, um durch Körperwärme induziertes Tubusseeing zu verhindern.

 

 

 

Weiter zu den Details:

Die Fangspiegelhalterung / Spinne

 

Bei all den auf dem Internet vorgestellten Eigenbauten gefiel mir die Fangspiegelhalterung von Stathis's Kyklopas bei Weitem am besten (wie so Vieles auf Stathis' Seite, wen wundert's ?). Ich habe versucht, deren Aufbau noch weiter zu vereinfachen (ich bin nicht so der Metallbearbeiter und bin darauf angewiesen alle Metallteile mit Bügelsäge, Laubsäge und Feile herzustellen). Letztendlich kam ich zu zwei ineinander gesteckten kurzen Alurohrstücken, von denen das Innere gegenüber dem Äusseren justierbar ist und den Fangspiegel trägt. Geht es noch einfacher ? 

Die Justierschrauben sind mittlerweile durch Rändelschrauben ersetzt. Durch diese Konstruktion sitzt der Fangspiegel (mit Silikon geklebt) fast auf der Höhe der Spinne. Der Hut kann dadurch sehr flach gehalten werden, ohne dass der Fangspiegel unten oder  Spinne/Halter oben herausschauen, was ich auf jeden Fall vermeiden wollte. Außerdem wird das Drehmoment, dass der Fangspiegel auf die Spinne ausübt, erheblich verringert.

Die Spinne besteht aus sehr dünnem Alublech, ich glaube 0.5 mm oder so. Nein, ich habe keine Obstruktionsparanoia. Ich hatte einfach nichts anderes da. Außerdem konnte ich es mit der dicken Schere schneiden. Schick, oder? Für eine normale Spinne wäre das alles zu instabil. In der Verbindung mit der exzentrischen Anordnung (man baut nicht mehr ohne) ist das ganze aber auch ohne große Vorspannung extrem stabil. Die Verbindung zum Hut erfolgt über Inbusschrauben mit geschlitztem Kopf, in die die Spinnenbleche eingeklebt wurden. Alu kleben ist nicht so einfach. Ich verwende dazu UHU plus Acrylat. Der normale Zwei-Komponenten-Kleber UHU plus schnellfest ist nicht geeignet, die Klebefläche platzt irgendwann ab, selbst wenn die Alufläche angeschliffen wurde.

Nach leidvollen Nächten mit beschlagenem Fangspiegel bei meinem Reisedobson war klar, dass der "Große" eine Fangspiegelheizung bekommt, damit das arme Spiegelchen (66 mm Pyrex) im Winter nicht frieren muss. Heizung über drei aufgeklebte Widerstände mit insgesamt 0.5 Watt, Stromversorgung über zwei Mignonzellen, die bei Bedarf ins Halterrohr gesteckt werden. Der Fangspiegelhalter ist zusätzlich noch über eine Nylonschnur an der Spinne gesichert, damit er beim Justieren nicht samt Halter rausfallen kann .

Der Hut

 

Der Hut besteht aus zwei Ringen aus 6 mm Sperrholz und hat einen Innendurchmesser von 42 cm. 6 mm Sperrholz sind grenzwertig, um ganz sicher zu gehen kann man auch 9 mm nehmen. Aber da bricht einem wirklich das Herz, was man da an Abfall erzeugt, nur wegen der zwei dünnen Ringe . Viel wären natürlich gebogene Aluringe gewesen, wie ich sie später bei meinem 22-Zöller verwendet habe. Die Ringe sind über Aluprofile verbunden, in die kurze Vierkanthölzer eingeklebt wurden (zum Verschrauben). 

Der Hut wurde dann mit 1.2 mm Flugzeugsperrholz beplankt (geleimt und genagelt). Das erhöht die Verwindungssteifigkeit enorm. Ohne die Beplankung wäre das alles zu weich geworden. 

Als Okularauszug kam der Helifok von Gerd Neumann zum Einsatz. Mit dem war ich zunächst nicht so ganz zufrieden . Die M5 Gewindelöcher zur Befestigung am Okularbrett kommen leider zwangsläufig mit dem Auszugsrohr ins Gehege, ich musste also neue M4 Gewindelöcher weiter außen setzen. Die Andruckeinstellung für die Gängigkeit des Auszugs funktioniert auch nicht so ohne weiteres. Dort mussten auch noch kleine Elastomerscheibchen eingefügt werden, damit die Verstellung leichtgängig genug geht und das Auszugrohr aufgrund der wohl unvermeidlichen Toleranzen doch nicht durchrutscht. Die so "getunte" Version arbeitet nun absolut perfekt, die Bedienung ist intuitiv einfach, der Fokussierer lässt sich schnell genug grob fokussieren und erlaubt trotzdem ein sehr gute Feinfokussierung. Für mich kam von Anfang an nur ein Helikal-Auszug in Frage, normale Crayfords waren mir zu langbauend und schwer. Soviel ich weiß, ist Gerd Neumann der einzige Anbieter für Crayford Helicals hier in Deutschland und (der damals notwendige) US-Import von z.B. KineOptics war mir, ehrlich gesagt, zu umständlich (inzwischen werden die KineOptics aber auch in Deutschland angeboten). 

Als Streulichtschutz dienen zwei große Blenden à la Stathis aus 10 mm starker schwarzer Isomatte (gibt's z.B. bei Globetrotter-Versand), die mit Druckknöpfen am Hut befestigt werden. Anfänglich montierte Blenden aus 5 mm Material waren nicht stabil genug und sind bei Wind immer wieder in den Strahlengang geklappt.

Mittlerweile habe ich noch eine Streulicht-Blende am Okularauszug montiert, worduch ich die Hutblenden im Vergleich zum Bild rechts nochmals drastisch verkleinern konnte.

Die Stangen

 

Als Stangen habe ich 15 mm Alustangen mit 1 mm Wandstärke verwendet. Die haben beim lokalen Alugroßhändler (Metall Disch in Freiburg, sehr empfehlenswert ) 15 Euro gekostet für insgesamt 12 m und wurden auch gleich in 150 cm Stücke passend abgelängt. Die Stangen sind oben jeweils paarweise mit Aluwinkelschienen zusammengefasst, welche dann am Hut über Klemmschrauben befestigt werden. Die Stangen haben alle "Überlänge" und besitzen einen verschiebbaren Anschlag unten für die Klemmblöcke. Dadurch muss man sich nicht von Anfang an auf eine Fokusposition festlegen, sondern kann sich langsam an eine optimale Position rantasten. Das erspart viel Herumprobiererei und Kopfzerbrechen und erlaubt, die Fokuslage genau anzupassen, so dass man  mit allen Okularen klar kommt.

Spiegelzelle

 

Die Spiegelzelle ist eine  klassische 18-Punktzelle nach Kriege und Berry. Die Zelle besteht aus verschraubten Aluprofilen, lediglich die Querprofile sind aus Stahl. Die Spiegelzelle wurde mit Plop von David Lewis gerechnet. 

Am Anfang hatte ich eine klassische Schlingenlagerung für den Hauptspiegel.  

 

Inzwischen habe ich die Schlinge wieder abgebaut (einmal das Teleskop hochgehoben und an einen anderen Ort getragen und weg war die Justierung ) und lagere den Spiegel jetzt lateral auf je zwei Teflonstreifen, die auf Holzwippen links und rechts auf der unteren Querstrebe der Zelle befestigt sind. Auf die Auflagefläche auf der Spiegelquerseite habe ich mit doppelseitigem Klebeband einen kurzen Streifen Ebony Star geklebt. Vorteil dieser Konstruktion (die natürlich auch mit Rollen, etc. durchgeführt werden kann) ist die laterale Fixierung des Spiegels bei gleichzeitiger guter Beweglichkeit längs der optischen Achse (wichtig beim Justieren). Mehr zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Laterallagerungen gibt es auf der Webseite von Jan van Gastel.

Spiegelbox

 

Die Spiegelbox ist aus 9 mm Multiplex mit zusätzlichen Versteifungen unten an der Spiegelzelle und oben an den Klemmblöcken. Die Box ist 50 x 50 cm groß.

Die Box ist geleimt und geschraubt. Vorne und hinten ist die Box angeschrägt, um die Rockerbox so niedrig wie möglich und die hintere Rockerboxversteifung so hoch wie möglich bauen zu können.

Die Höhenlager

 

Die Höhenlager sind aus 21 mm Multiplex, haben 60 cm Durchmesser und wurden mit der Stichsäge gesägt. Da mir da die "ruhige Hand" dazu fehlt, hat mein Vater als Profi-Schreiner das übernommen und dann noch alles mit einem sogenannten "Kurvenhobel" (ich wusste nicht, dass es so was überhaupt gibt) geebnet und aneinander angeglichen. 

Die Höhenlager sind mit Ebony Star laminiert und sauber verfeilt und laufen auf Teflon. Sie werden mit je zwei  M5 Handschrauben an der Spiegelbox befestigt.

Das Azimutlager

 

Das Bodendreieck besteht aus 12 mm Siebdruckplatten-Latten, die über Eck verzinkt zum Dreieck verleimt wurden. Die Azimutlagerung besteht aus Teflon auf einem zusammengestückelten Ebony Star-Ring, der unten auf die Rockerbox laminiert wurde, sowie drei kleinen Rollen. 

Die Rockerbox

 

Die Rockerbox besteht aus Seitenteilen aus 18 mm Multiplex und einer Bodenplatte aus 12 mm Siebdruckplatte (sehr wetterfestes, beschichtetes Multiplex-Sperrholz). Die Seitenteile sind mit zwei 9 mm Brettern vorne und hinten versteift. Diese Brettchen sind so hoch wie möglich, so dass die (angeschrägten) Unterkanten der Spiegelbox gerade noch frei durchschwingen können. 

Irgendwie sieht so eine Konstruktion recht provisorisch aus. Aber sie funktioniert einwandfrei .

Die Rockerbox (und auch die Höhenräder) sind noch ziemlich massiv. So wiegt die Box alleine schon fast 5 kg. Vielleicht werde ich noch Aussparungen aussägen um das Gewicht zu reduzieren, aber eigentlich gefallen mir die Box und die Sicheln ganz gut so, wie sie sind.

Wie gesagt, Hut samt Höhenräder passen in die Spiegelbox und letztere hat auch noch einen Deckel.

Der Dobson kann also in's Auto ganz nach unten. Der Rest, den man so braucht wenn man z.B. in Urlaub, mit den Kindern zu Oma und Opa, oder in die Schweizer Alpen zum Beobachten fährt (und da kommt immer einiges zusammen, z.B. Zelt, Küchenkiste, Schlafsäcke, Isomatten, Kinderfahrräder, Rennräder, Kletterausrüstung, Weinflaschen, Schlauchboot, Grill, etc.), kommen obendrauf oder nebendran.

 

Das Teleskop wiegt fertig etwa 21 kg + 5 kg für die Rockerbox. 

Und das ist die ganze Familie. Die ihnen gemeinsame geistige Urheberschaft lässt sich nicht leugnen

Ich werd' mal bei Gelegenheit meinem Psychoanalytiker fragen, wo ein solcher Kistenfetischismus herrühren kann. Vielleicht zu wenig Lego  in jungen Jahren? Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich beim 14" beim Deckel-Design radikal (!) neue Wege beschritten habe () und erstmalig auf die bewährte Schiebedeckeltechnik der Vorläufer verzichtet habe. 

Wie man unschwer erkennt, das kleine Kistchen links hinten ist mein 8" Reisedobson und davor das kleine 4" Telesköpchen für's Handtäschchen. Schnuckelig. Die Unterschiede sind gewaltig, nicht nur was die Öffnung angeht. 

Der 14-Zöller im Einsatz ... 

 

... beim Messiermarathon der Sternfreunde Breisgau am 17./18. März 2004 auf dem Schauinsland (1200 m)

 

... auf der Eduardshöhe (900 m) bei Freiburg in der Abenddämmerung

 

... am Astronomietag 2004 auf dem Schauinsland

 

home

travel dob 2007

dob 2003

optik